Premiere auf internationaler Bühne
Die Schweizer Unihockey-Schiedsrichter Christian Friemel und Erik Hasselberg wagten das Experiment: Sie pfiffen ein komplettes Länderspiel – Tschechien gegen Schweden – mit einer Technologie, die im Sport enormes Potenzial hat, bisher aber kaum eingesetzt wurde.
„Ich habe noch nie mit so einer Brille gepfiffen“, sagte Erik Hasselberg sichtbar gespannt vor dem Match gegenüber dem Schweizer Radio und Fernsehen SRF. Und tatsächlich: Die Technologie war für die beiden Unparteiischen am Anfang ungewohnt. Neue Routinen mussten sich erst bilden und Kopfbewegungen sich anpassen. Das periphere Sehen, also die Wahrnehmung „aus den Augenwinkeln“, außerhalb des direkten Blickfelds, musste neu eingeschätzt werden. Doch nach wenigen Minuten wurde die zusätzliche Technik zur Selbstverständlichkeit – und das Spiel nahm seinen gewohnten Lauf.
Währenddessen zeichnete die Brille lückenlos auf, wohin die Referees in jeder Situation blickten, wo Aufmerksamkeit verloren geht und wie sie ihre Kompetenzzonen im Team aufteilen.
Beitrag: SRF Schweizer Radio und Fernsehen
Wie Eye Tracking den unsichtbaren Fokus sichtbar macht
Die Technologie dahinter ist ebenso präzise wie intuitiv: Zwei Kameras erfassen jeweils die Blickrichtung beider Augen. Die Stelle, wo sich diese beiden Achsen kreuzen – bildlich gesprochen wie zwei Laserstrahlen – markiert exakt den visuellen Fokuspunkt des Trägers.
„Die Brille kann in Echtzeit berechnen, wo ich hinschaue. Und das bedeutet: genau dort liegt meine Aufmerksamkeit“, erklärte Nils Berger, Gründer und CEO von Viewpointsystem, den anwesenden Pressevertreter:innen.
Diese Daten werden in Echtzeit übertragen und später detailliert ausgewertet. Für Trainer:innen oder Weiterbildungsteams eröffnet das eine völlig neue Möglichkeit der Analyse:
– Wie schnell erfassen Schiedsrichter:innen dynamische Spielsituationen?
– Welche Informationen werden übersehen?
– Wie verhält sich visuelle Aufmerksamkeit unter Druck?
Damit lassen sich Routinen optimieren, Fehlentscheidungen reduzieren und Trainings gezielt auf Wahrnehmung und Entscheidungsfindung ausrichten.
Neue Chancen für Ausbildung – und für die Sichtbarkeit des Schiedsrichteramts
Schiedsrichterchef Thomas Erhard betonte nach dem Spiel, wie wertvoll diese Perspektive ist – nicht nur für Performance-Analysen, sondern auch für die Attraktivität des Berufs:
Denn die Technologie ermögliche es, Außenstehenden zu zeigen, wie es wirklich ist, ein Spiel zu leiten. Sie eröffne eine neue Dimension für bessere Ausbildung, gezielte Nachwuchsgewinnung und dafür, Partner oder Sponsoren authentisch mit hinter die Kulissen zu nehmen.
„Wir werden jetzt nicht dank dieser Brillen sofort bessere Schiedsrichter haben“, so Erhard gegenüber dem SRF. Das brauche Zeit. Aber: Der Impuls ist gesetzt. Und das Potenzial ist groß.
Fazit: Ein Werkzeug für mehr Klarheit und eine neue Perspektive aufs Spiel
Der Praxistest hat gezeigt: Eye Tracking kann den Blick fürs Wesentliche schärfen – im wahrsten Sinne des Wortes. Die Live-Daten eröffnen Einblicke, die bisher unmöglich waren, und ermöglichen eine fundierte Analyse von Aufmerksamkeit, Wahrnehmung und Entscheidungen im Spiel.
Für Schiedsrichter:innen, Coaches und Verbände ist das ein bedeutender Schritt: weg vom Bauchgefühl, hin zu einer objektiven Datenbasis. Und für uns bei Viewpointsystem ein weiterer Beweis dafür, wie leistungsfähig Eye Tracking zur Verbesserung der Wahrnehmung in Hochdrucksituationen sein kann.
🎬 Das SRF Schweizer Radio und Fernsehen hat den Test begleitet – hier geht’s zum Beitrag!




