CES 2024: Die Technologietrends für die Industrie

Von Jana Riethausen, Viewpointsystem Redaktionsteam  

Jedes Jahr Anfang Januar verwandelt sich Amerikas Unterhaltungsmekka zum globalen Tech-Hub: Die CES in Las Vegas ist DAS Tech-Event zum Auftakt des neuen Jahres. Die CES ist zwar in erster Linie auf Verbrauchertechnologie ausgerichtet, aber sie ist enorm einflussreich und bestimmt die Tech-Agenda für das ganze Jahr. Dies sind die wichtigsten Trends, die Sie kennen sollten.

KI ist überall

Nachdem es im letzten Jahr ein wenig den Anschein hatte, als hätte die CES das Thema künstliche Intelligenz verschlafen (als KI mit dem Launch von ChatGPT Ende 2022 in aller Munde war, stand das CES-Programm bereits fest), ist nun klar: Ohne KI geht es nicht mehr.

Was aber genau macht man mit der Technologie? Wie setzen Unternehmen KI gewinnbringend ein? Auf diese Frage findet die Tech-Branche ganz unterschiedliche Antworten: Vom KI-betriebenen, vollvernetzten Zuhause über Personal Assistants (exemplarisch seien Samsungs „Ballie“ und der rabbit r1genannt) bis zum KI-Assistenten für Industrieanwendungen. An letzterem arbeitet Microsoft zusammen mit Siemens: Der Industrial Copilot soll die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine in der Fertigung verbessern. Wartungspersonal wird dabei mittels natürlicher Sprache und detaillierter Reparaturanweisungen unterstützt. Ingenieure und Ingenieurinnen sollen so einen schnellen Zugang zu Simulations-Tools erhalten.

Für Anwendungen im Auto kooperiert Microsoft mit Sony und Honda: Ihr E-Auto-Prototyp Afeela enthält einen vom „Microsoft Copilot“ angetriebenen KI-Sprachassistenten – und lässt sich noch dazu mit einem Playstation-Controller steuern. Ab 2025 soll der Wagen bestellbar sein und 2026 ausgeliefert werden.

Noch konkreter wird Volkswagen: Ab dem zweiten Quartal will der Konzern ChatGPT in seine Autos einbauen und somit ein Large Language Model mit seinem Sprachassistenten IDA verknüpfen. Der Assistent soll so bessere, natürlichere Antworten liefern. Volkswagen trägt das KI-unterstütze Fahrerlebnis so konkret in die breite Masse.

Und noch eine Ankündigung, die aufhorchen lässt: Chip-Hersteller AMD kündigte auf der CES an, künftig neuronale Recheneinheiten auf seinen Prozessoren zu verbauen. Dadurch können die Systeme lokal lernen, statt mit großen Rechenzentren verbunden sein zu müssen. Heißt: Dank dieser KI-Prozessoren können Devices KI-Aufgaben lokal und ohne Internetverbindung ausführen, was für Unternehmen vor allem in Bezug auf den Datenschutz sehr interessant ist. Und da die Daten nicht erst um die halbe Welt geschickt werden müssen, entfallen die Latenzen.

Das Metaverse wird industriell

2024 sei der Wendepunkt zum „Industrial Metaverse“, erklärte Siemens CEO Roland Busch in seiner CES-Keynote. Während sich das Metaverse-Erlebnis für Konsumenten noch nicht als überzeugend erwiesen hat, zeigt Siemens die Möglichkeiten für die Industrie auf:

An „digitalen Zwillingen“ von Autos, Flugzeugen oder auch ganzen Fabriken können Ingenieure und Logistiker dann in virtuellen Räumen unter Verwendung von MR und VR Headsets experimentieren und innovieren, aber auch Prozesse optimieren und realistisch testen. Die Unternehmen könnten so Einsparungen bei den Prototyping- und Baukosten erzielen. Eine im Industrial Metaverse geplante Fabrik sei zudem wesentlich produktiver und energieeffizienter.

Der digitale Zwilling verbindet somit die analoge mit der digitalen Welt. Schafft Siemens es, hier einen Standard zu setzen, dann wäre das Potenzial für die Industrie groß.


Die meisten Experten sind sich einig: Das „Industrial Metaverse“ wird uns in Zukunft noch sehr viel mehr beschäftigen, als wir uns dies momentan vorstellen können. Wir erklären, welche Anwendungsbereiche kurz- und mittelfristig die größten Potenziale für Produktionsunternehmen bieten. MEHR ERFAHREN


Intelligente Fahrzeuge

Wenn Menschen ihr Zuhause und ihr Leben mit verschiedenen Geräten vernetzen, darf das Auto nicht fehlen. Die CES gab einen Ausblick darauf, dass die Kunden nun endlich die Technologie ins Auto bekommen, die die Brücke zu ihrem digitalen Leben schlägt.

VW’s geplante Integration von ChatGPT ins Bordsystem haben wir bereits erwähnt. Service-orientierte KI findet man auch bei BMW. Die Münchner setzen dabei nicht auf ChatGPT, sondern auf Amazon Alexa. Deren neues Large Language Modell soll dem von ChatGPT in nichts nachstehen. Dank der Fütterung durch die Amazon-Datenbanken eröffnen sich perspektivisch neue Möglichkeiten: Vernetzt Amazon das eigene LLM mit dem Retail- und Logistikbereich, wäre zum Beispiel Shoppen vom Rücksitz eine Möglichkeit. Eine andere: B2B-Anwendungen für große Flotten, wie etwa Predictive Maintainence, also die Vorhersage des Wartungsbedarfs.

Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit

KI stand auf der CES klar im Mittelpunkt, aber auch eine deutliche Verlagerung hin zu nachhaltigen Lösungen wurde deutlich. Angeführt wurde dieser Trend vom CES-Ausrichter selbst, der Consumer Technology Association (CTA), die am ersten Messetag eine neue Initiative vorstellte, um Recycling und Wiederverwendung zu fördern und letztlich weniger Abfall zu erzeugen. Die Gründungsunternehmen Panasonic, Samsung, Sony, Lenovo und LG haben sich verpflichtet, die Verarbeitung von Elektroschrott zu verbessern, die Reparatur und Wiederverwendung zu steigern und mehr recycelte Inhalte in ihre Produkte einzubauen.

Hinzu kamen spannende Green-Tech-Innovationen: Das kanadische Startup Agapyo beispielsweise stellte einen biologisch abbaubaren Kunststoff vor, der zu einem normalen Komposthaufen hinzugefügt werden kann. Neoplants aus Frankreich zeigte biotechnisch hergestellte Zimmerpflanzen, die 30-mal mehr Schadstoffe aus der Luft von Innenräumen wie Büros filtern als herkömmliche Pflanzen.

Was uns inmitten von blinkenden LEDs und KI-gesteuerten Geräten daran erinnert, dass Innovation viele Formen annehmen kann.


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