ETRA 2022: UNSERE WICHTIGSTEN ERKENNTNISSE

Von Alejandro Hernán Gloriani, R&D Senior Developer  

Ein Monat ist seit der ETRA 2022 vergangen, der besten und renommiertesten Eye-Tracking-Konferenz ihrer Art. Das Bestreben der ETRA (vollständiger Name: ACM Symposium of Eye Tracking Research & Applications) ist es, Forscher aus verschiedenen Disziplinen zusammenzubringen, um die Eye-Tracking-Forschung und ihre Anwendungen voranzutreiben. Und das ist den Organisatoren und allen Beteiligten in diesem Jahr wirklich in jeder Hinsicht gelungen. Wir sind immer noch begeistert von der Atmosphäre und der Fülle und Vielfalt an Forschungsergebnissen und Anwendungen von Eye Tracking.

Diskutiert wurden Themen wie die Robustheit und Zuverlässigkeit von Eye Tracking für Verbraucheranwendungen (in Augmented und Virtual Reality), Datenschutz und Ethik, Benutzererkennung und Standardisierung. Zusätzlich zu den Tutorials und Diskussionen wurde eine der Keynotes von Sophie Stellmach, Design & Science Lead bei Microsoft Mixed Reality, gehalten. Mindestens vier weitere Sessions beschäftigten sich mit Eye Tracking für Augmented, Virtual und Mixed Reality. Dies zeigt bereits, wohin die Reise geht: Eye Tracking hält Einzug in Verbraucheranwendungen!

Hier sind unsere drei wichtigsten Erkenntnisse von der ETRA 2022: 

EYE TRACKING UND DIE ZUKUNFT VON AR
Mit der Teilnahme von Unternehmen wie Meta, Google, Sony, etc. hat die ETRA 2022 gezeigt: Eye Tracking ist zurzeit ein heißes Thema und wird von den Big Tech-Unternehmen als eine der effektivsten und vielversprechendsten Technologien zur Weiterentwicklung von Augmented, Mixed und Virtual Reality angesehen. Indem Eye Tracking dem Gerät mitteilt, wohin der Nutzer schaut und worauf er seine Aufmerksamkeit richtet, kann die Technologie die Interaktion mit AR/MR-Brillen natürlicher und intuitiver machen und so den Weg für Mainstream-AR und alltägliche Verbraucheranwendungen ebnen.

In einer Zukunft, in der wir vielleicht mehrere Stunden am Tag eine Datenbrille tragen wollen, ist es unabdingbar, dem Nutzer flexible und zuverlässige Interaktionsmöglichkeiten zu bieten, je nach individuellen Vorlieben und Bedürfnissen im Alltag. Hier ist die Interaktion über sogenannte „Eye Gestures“, die Schnittstellentechnologien wie Touch- und Sprachsteuerung ersetzen oder ergänzen, ein vielversprechender und vor allem natürlicher und sozialverträglicher Weg.

NEUE FORMFAKTOREN SIND ERFORDERLICH, UM VERBRAUCHERN EYE-TRACKING ANZUBIETEN
Die Integration von Eye-Tracking in Smart Glasses ist eine Herausforderung. Eine der großen Aufgaben der nächsten Jahre wird es daher sein, neue Formfaktoren zu entwickeln, mit denen Eye Tracking robust, funktional und dennoch einfach und zuverlässig in externe Geräte integriert werden kann. Mit unserer neuen Modulserie „Digital Iris Inside“ stehen wir an der Spitze dieser Entwicklung und werden schon bald anderen Technologieanbietern professionelles Eye Tracking anbieten können – erstmals in einem standardisierten, sofort einsatzbereiten Design.

Ein weiteres spannendes Technologiekonzept, das in diesem Zusammenhang vorgestellt wurde, waren Sensoren für kalibrierungs- und kamerafreies Eye-Tracking. Die Idee dahinter ist die Erforschung von Alternativen zur üblicherweise verwendeten videobasierten Okulographie (VOG) für das Eye Tracking, insbesondere für AR/VR-Anwendungen. Obwohl Eye Tracking auf Basis von Laserscanning unter Verwendung von MEMS-Mikrospiegeln (Micro-Electro-Mechanical Systems) bereits vor einigen Jahren vorgeschlagen wurde, gibt es immer noch spannende Forschungsarbeiten, bei denen verschiedene Tracking-Methoden mit diesem sehr energiesparenden Ansatz ausprobiert werden. Ziel ist es, die Robustheit der Pupillenerkennung zu erhöhen, ein Schlüsselfaktor für die Integration dieser Technologie in AR-Brillen für Verbraucher.

EYE TRACKING IM GESUNDHEITSWESEN UND IN DER MEDIZIN
Es gibt viele Verwendungsmöglichkeiten für Eye Tracking im medizinischen Bereich, nicht nur die bekannten für Trainings oder in der Forschung, sondern auch bei der Diagnose verschiedener Arten von Erkrankungen, wie neurodegenerativen Erkrankungen oder Augenkrankheiten. In einer speziellen Diskussionsrunde zu diesem Thema während der Konferenz wurden der Nutzen und die positiven Auswirkungen der Eye-Tracking-Technologie bei der Triage in der Notaufnahme erörtert.

Eine der Herausforderungen besteht darin, diese neuen Technologien den Ärzten näher zu bringen, die tatsächlich Patienten behandeln, und nicht nur denjenigen, die in der Forschung tätig sind. Eine zweite Herausforderung ist der Umgang mit Eye Tracking-Daten in medizinischen Anwendungen. Während der Konferenz gab es einen Workshop, der sich mit Datenschutz und Ethik beim Eye Tracking befasste – eine notwendige Diskussion, da die Eye Tracking-Technologien immer mehr Anwendungen außerhalb von geschützter Umgebungen wie dem Forschungslabor finden.

Im Folgenden finden Sie einige Eindrücke von ETRA 2022. Vielen Dank an die Organisatoren und an die Seattle Children’s Hospital Research Foundation für die Bereitstellung der Location und die technische Unterstützung. Wir freuen uns schon jetzt auf die #ETRA2023 in Tübingen!