EYE TRACKING ZEIGT WIRKUNG

Wenn aus Daten echte Verbesserungen werden

29/09/2025
Praxisberichte & Use Cases, Technologie & Innovation

Eye Tracking ist längst nicht mehr nur etwas für Forschungslabore. In robuste Smart Glasses integriert, hilft es heute, Sicherheit zu erhöhen, Abläufe zu optimieren und bessere Entscheidungen zu treffen – direkt dort, wo es zählt.  In diesem Beitrag zeigen wir, wie Unternehmen und Organisationen Eye Tracking im Bahnbetrieb, in der Industrie und im Sport erfolgreich einsetzen. Versteckte Potenziale werden sichtbar, Fortschritte messbar. 

VERSCHUB: 44% WENIGER SIGNALÜBERFAHRTEN

Im Verschub – also beim Rangieren und Kuppeln von Waggons und Zügen – ist höchste Aufmerksamkeit gefragt. Signalüberfahrten, Ablenkungen oder Wahrnehmungsfehler können schwerwiegende Folgen haben. Die ÖBB setzen deshalb auf innovative Trainingsmethoden: Mithilfe von Smart Glasses mit Eye Tracking wird analysiert, wohin Mitarbeitende während der Verschubfahrt blicken und ob sie sicherheitskritische Informationen im richtigen Moment wahrnehmen. 

Die Praxistrainer:innen können diese Daten live mitverfolgen und gezielt Feedback geben, oder sie im Anschluss gemeinsam mit den Trainierenden auswerten. Dabei werden typische Muster sichtbar – etwa Ablenkung oder fehlende visuelle Rückversicherung. 

Nachweisbare Wirkung: Seit Einführung des Trainings mit Eye Tracking konnten unerlaubte Signalüberfahrten um fast die Hälfte (44%) reduziert werden – ein klarer Sicherheitsgewinn. 

FERTIGUNG: 18% MEHR OUTPUT DURCH KLARE PROZESSE

Das Beratungsunternehmen Intersect unterstützte einen Fertigungsbetrieb dabei, ein zentrales Produktivitätsproblem zu lösen: Trotz hoher Maschinenauslastung lag die Gesamtperformance bei nur knapp über 70%.  

Eine Prozessanalyse mit Eye Tracking zeigte: Rund 25% der Arbeitszeit pro Schicht flossen in die Materialsuche und -vorbereitung. Besonders auffällig: Die Materialien wurden nach Gebrauch oft irgendwo abgelegt – nicht am vorgesehenen Platz. Die Folge: Die nächste Person suchte 15–20 Minuten lang, wurde dabei häufig abgelenkt, und forderte im Zweifel neues Material aus dem Zentrallager an – obwohl das Material eigentlich vorrätig war. 

Messbarer Gewinn: Durch ein standardisiertes Lager- und Kennzeichnungssystem sowie Maßnahmen zur Reduktion von Ablenkung an der Linie wurde der Output pro Stunde um 18% gesteigert

Weitere Insights zur Prozessoptimierung mit Eye Tracking gibt es in diesem Interview;

FUßBALL: SPIELINTELIGENZ GEZIELT VERBESSERN

Ein osteuropäischer Profifußballclub analysierte mit Smart Glasses das visuelle Verhalten seiner Spieler in taktischen Spielsituationen – etwa bei Ballverlusten oder Flanken. Ziel war es, visuelle Routinen zu verstehen und gezielt zu verbessern. 

Was sichtbar wurde: 

  • In der Defensive fixierte sich der Blick zu 85 % auf Ball oder Beine des Gegenspielers. Wichtige Signale des Oberkörpers, die zur Balleroberung wichtig sind, wurden übersehen. Das Blickverhalten war überwiegend reaktiv, statt aktiv antizipierend. 
  • In der Offensive lag der Blick beim Ausführen von Flanken zwar oft vor dem Ball (55%), jedoch nur zu 10% auf dem anvisierten Mitspieler. Viele Entscheidungen erfolgten voreilig, ohne taktische Validierung. 

Vorteil: Eye Tracking ermöglicht ein genaues visuelles Coaching und datengestütztes Feedback – und liefert damit gezielte Impulse für mehr Spielintelligenz und -kontrolle, bessere Entscheidungen und höhere Effizienz auf dem Platz. 

INSPEKTION: ÜBER 100 WAGENMEISTER:INNEN TRAINIEREN MIT EYE TRACKING

Die ÖBB Wagenmeister:innen spielen eine zentrale Rolle für die Sicherheit im Güterverkehr. Sie kontrollieren Güterwaggons auf technische Mängel, prüfen Fahrzeuge, Ladungen und Ladungssicherungen, häufig im Freien und unter wechselnden Licht- und Witterungsbedingungen. Dabei darf kein sicherheitsrelevantes Detail übersehen werden. 

Mit den Smart Glasses trainieren die Wagenmeister:innen einen strukturierten Prüfblick. Eye Tracking zeigt in Echtzeit, worauf sich die Aufmerksamkeit während der Inspektion richtet. So können erfahrene Trainer:innen die Blickführung live oder im Nachgang analysieren und gezielt unterstützen. Oft werden dabei unbewusste Routinen sichtbar, die die Wahrnehmung bestimmter Risikobereiche beeinträchtigen. 

Belegter Nutzen: Die Trainings mit den Smart Glasses helfen, Schäden frühzeitig zu erkennen und Ausfälle zu vermeiden. Seit Einführung der VPS Smart Glasses haben rund 100 Wagenmeister:innen die Brille aktiv genutzt, weitere 70 haben bereits Interesse bekundet. Das Feedback ist überwiegend sehr positiv, insbesondere in Bezug auf Tragekomfort und Lerneffekt. Aktuell sind die Smart Glasses an 60 Einsatzstellen im Einsatz.  

AUS DATEN WIRD WIRKUNG

Ob Bahnbetrieb, Produktion oder Profisport – alle Beispiele zeigen: Eye Tracking liefert dort Erkenntnisse, wo klassische Methoden an Grenzen stoßen. Die Technologie deckt Ineffizienzen und Sicherheitsrisiken auf und liefert eine objektive Datenbasis für Verbesserungen. 

Die zentralen Learnings: 

  • Trainings werden effektiver, weil Verhalten und Konzentration nachvollziehbar sind – und gezielt verbessert werden können. 
  • Fehlerquellen werden sichtbar, bevor sie zu Zwischenfällen führen. 
  • Prozesse werden transparenter, weil sich ineffiziente Routinen klar erkennen lassen. 
  • Entscheidungen werden besser, weil sie auf objektiven Daten basieren – nicht auf Annahmen und Vermutungen. 

Das Ergebnis: schnellere Reaktionen, sicherere Abläufe, bessere Entscheidungen. 

Neugierig geworden?

Eye tracking ist längst mehr als ein Forschungstool – es ist ein Werkzeug für echte Wirkung in der Praxis.