UNGESEHENE RISIKEN: WIE EYE TRACKING MÖGLICHE GEFAHREN AUF DEM SCHULWEG SICHTBAR MACHT

Von Cezara Muresan

Täglich machen sich Tausende von Kindern auf den Weg zur Schule und müssen dabei oft stark befahrene Straßen und Kreuzungen überqueren. Doch wie gut erkennen sie die Risiken auf dem Schulweg wirklich? Im vergangenen Jahr wurden allein in Österreich fast 500 Kinder auf dem Weg zur Schule im Straßenverkehr verletzt. Um die Herausforderungen besser zu verstehen, hat der ÖAMTC mit unserer Unterstützung eine Eye-Tracking-Studie durchgeführt. Mithilfe unserer Smart Glasses mit Eye-Tracking-Technologie gibt die Studie Aufschluss darüber, wie jüngere (6-7 Jahre) und ältere Kinder (11-12 Jahre) potenzielle Gefahren im Straßenverkehr wahrnehmen und darauf reagieren, mit dem Ziel, die Verkehrssicherheitsmaßnahmen zu verbessern. 

 „Kinder sind im Straßenverkehr besonders gefährdet, da ihre Fähigkeit, Gefahren zu erkennen, noch nicht vollständig entwickelt ist“, erklärt Renate Stiegler, Studienleiterin bei Viewpointsystem. Sie betont die Notwendigkeit eines tieferen Verständnisses dafür, wie Kinder den Straßenverkehr erleben. „Unsere Brillen bieten hier besondere Einblicke, weil sie nicht nur die Augenbewegungen und die anvisierten Ziele aufzeichnen, sondern auch erkennen lassen, was wirklich wahrgenommen wird und was nicht.“ 

Fehlende Kontrollblicke 

Die Studie zeigt, dass Kinder verschiedenen Alters unterschiedlich mit dem Überqueren von Straßen umgehen. Die Sechs- bis Siebenjährigen machen bei dem Überqueren auf dem Zebrastreifen kaum Kontrollblicke nach rechts und links. Bei ampelgeregelten Kreuzungen fixieren sie mit ihrem Blick allein die Ampel. Sobald diese auf Grün umschaltet, gehen sie auf die Fahrbahn, ohne auf eventuell noch fahrende Autos zu achten.  

Ältere Kinder hingegen nehmen ihre Umgebung in der Regel besser wahr. Aber auch sie verlassen sich bei ampelgeregelten Kreuzungen allein auf die Ampel und prüfen oft nicht beide Richtungen, bevor sie die Fahrbahn betreten.  

Ablenkungen und irrelevante Blickführung 

Zu wissen, wie man die Straße überquert, ist eine Herausforderung – die Konzentration in einer unruhigen Umgebung ist eine andere. Gerade die jüngeren Kinder lassen sich leicht von der Hektik des Verkehrs ablenken. Sie schweifen mit ihrem Blick beim Überqueren der Fahrbahn noch zu weit ab und nehmen Unwichtiges zu intensiv wahr. Solche Ablenkungen können ihre Reaktionszeit verlangsamen und es ihnen erschweren, potenzielle Gefahren wie herannahende Autos oder plötzliche Änderungen im Verkehrsfluss richtig einzuschätzen.  

Zu großer Abstand zur Kreuzung, schlechte Sicht durch Hindernisse 

Ein weiteres Problem stellt die Art und Weise dar, wie sich die jüngeren Kinder beim Überqueren einer Straße aufstellen: Sie stehen meist zu weit von der Fahrbahn entfernt, so dass sie von den Autofahrern nicht gesehen werden und zudem selbst den Verkehr nicht richtig überblicken können. Dies kann zu gefährlichen Situationen führen.  

Hindernisse wie parkende Autos und Büsche, aber auch Mülleimer und Schilder verstärken das Problem. Gerade jüngere Kinder können oft aufgrund ihrer geringeren Größe den herannahenden Verkehr nicht gut sehen. Die anderen Verkehrsteilnehmer wiederum können nicht erkennen, ob sich im Aufstellbereich von Kreuzungen Personen befinden.  

Gefahrenstellen Garagenausfahrten und Radwege  

Die jüngsten Testpersonen schenken Garagenausfahrten kaum Beachtung und werfen meist nur einen flüchtigen Blick darauf. Auch die Elf- bis Zwölfjährigen gehen oft einfach daran vorbei, ihr Blick bleibt fest auf den vorausliegenden Weg gerichtet, den sie ohne Unterbrechung weiter beschreiten. Zebrastreifen, die über Fahrradwege führen, lösen bei den Kindern beider Altersgruppen große Unsicherheiten aus, weil sie offenbar nicht einschätzen können, ob sie Vorrang vor den Radfahrern haben, das gilt speziell bei ampelgeregelten Überquerungen.   

Übung macht den Meister 

Gerade jüngere Kinder haben ein deutlich unsicheres Blickverhalten und können Situationen, Entfernungen und Geschwindigkeiten noch nicht gut einschätzen. Die Verkehrserziehung von Kindern muss daher früh beginnen und über einfache Anweisungen wie „Folge den Ampeln“ hinausgehen. Sie müssen lernen, immer in beide Richtungen zu schauen und beim Überqueren der Straße auf ihre Umgebung konzentriert zu bleiben. 

Die Fähigkeit, sich sicher im Verkehr zu bewegen, wird durch Erfahrung und Anleitung geprägt. Eltern, Lehrkräfte und Bezugspersonen können dabei helfen, indem sie diese Fähigkeiten mit den Kindern trainieren und so sicherstellen, dass sie ein besseres Bewusstsein entwickeln und sicherere Gewohnheiten annehmen. 


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